Am 3./16. Mai 2022 ist Metropolit Hilarion (Kapral), der Ersthierarch der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, entschlafen.
Vladyka Hilarion wurde 1948 in Kanada in einer karpatorussischen Familie geboren, die aus dem Dorf Obeniži 1929 nach Kanada ausgewandert ist. Er war das jüngste von sieben Kindern und wuchs in den bescheidenen Verhältnissen einfacher Farmer auf. Bescheidenheit, Sanftmut und Gutmütigkeit sowie eine bemerkenswerte Gelehrsamkeit und ein lebendiger Humor zeichneten ihn während seines gesamten monastischen, priesterlichen und bischöflichen Dienstes aus. Igor Alexeevič Kapral trat mit 19 Jahren in das Geistliche Seminarium in Jordanville ein, nach dessen Beendigung er zum Novizen wurde und 1974 in den Mönchsstand eintrat, wobei er den Namen Hilarion zu Ehren des heiligen Schemamönches Hilarion vom Kiewer Höhlenkloster erhielt. Genau ein Jahr später wurde er im Dezember 1975 von Erzbischof Averkij (Taušev) zum Mönchsdiakon und 1976 vom damaligen Bischof von Manhattan, Lavr (Shkurla) zum Priestermönch geweiht. Der künftige Hierarch schloss seine Studien in Slawistik in der Universität von Syracuse mit dem Magisterexamen ab. Zugleich war er der Redakteur von „Orthodox Life“, der englischen Version von „Pravoslavnaja Zhizn‘“ und Setzer im Kloster Verlag. Am Patronatsfest der Kathedrale des Synods, dem Fest der wundertätigen Gottesmutterikone von Kursk, dem 10. Dezember 1984 fand seine Bischofsweihe statt. Der Ersthierarch der Russischen Auslandskirche, Metropolit Filaret (Voznesenskij) und weitere neun Hierarchen unternahmen diese Weihe. Als Bischof von Manhattan diente er über ein Jahrzehnt lang als Vikar der Diözese von Ostamerika und war zur gleichen Zeit Sekretär des Synods. Dank seiner aktiven pastoralen Tätigkeit wuchs die Zahl der Gemeinden in der Diözese beträchtlich. Eben wegen dieser erfolgreichen geistlichen Tätigkeit wurde Vladyka Hilarion 1996 zum Erzbischof erhoben und in die Diözese von Sydney, Australien und Neuseeland gesandt, der er über zehn Jahre lang vorstand. Auch nach seiner Rückkehr nach Amerika im Jahr 2008 blieb die australische Diözese sein besonderes Kleinod.
Immer wieder besuchte er die deutsche Diözese - vor seiner Bischofsweihe ebenso, wie als Hierarch.
Am 12. Mai 2008 wurde Vladyka Hilarion einmütig zum Ersthierarchen der Russischen Auslandskirche gewählt. Als solcher kam er 2017 nach Deutschland und nahm teil an der Weihe unserer Münchner Kathedralkirche, wobei er die Leitung des Gottesdienstes dem Metropoliten von Kiew und der ganzen Ukraine Onufrij anbot, selbst aber als zweiter diente. Bei diesem Fest hatten viele Gläubige unserer Diözese die Möglichkeit, den Oberhäuptern dieser beiden selbstverwaltenden Kirchen hier in Deutschland zu begegnen und mmit ihnen in lebendigen Austausch zu treten.
Seine Güte, Freundlichkeit und Sanftmut sowie seine Liebe zu Christus und Seiner Kirche, die Vladyka Hilarion von Jugend an auszeichneten, blieben ihm bis in die letzten Tage seines irdischen Lebens erhalten.
Vladyka trug sein Kreuz: Er hatte ein Krebsleiden und andere Krankheiten, hielt dies aber geheim. Doch in der letzten Zeit verlor er, der ja den Gottesdienst so perfekt kannte, gelegentlich im Ablauf die Orientierung. Im Februar war er wegen seiner stark anschwellenden Beine im Krankenhaus. Nach den entsprechenden medizinischen Maßnahmen ging es ihm wesentlich besser. Anfang Mai wurde beschlossen, ihn nochmals klinisch zu behandeln, weshalb Vladyka Hilarion die letzten zwei Wochen vor seinem Tode wieder im Krankenhaus verbrachte. Von dort eröffnete er via Zoom die Sitzung des Bischofssynods. Da die anfangs auf einen späteren Zeitpunkt geplanten ärztlichen Maßnahmen unerwarteterweise nach vorne verschoben wurden, überließ Metropolit Hilarion seinem Vertreter, Metropolit Mark, den Vorsitz, und dieser leitete die Sitzung bis zum Abschluss. Nach Beendigung der medizinischen Maßnahmen gab es keinerlei Hinweise auf die Gefahr eines baldigen Lebensendes. Am Dienstag oder spätestens Mittwoch sollte Vladyka aus dem Krankenhaus entlassen werden, blieb also am Samstag und Sonntag noch dort. Hier wurde er auch von Geistlichen besucht. Es war offenkundig, dass das medizinische Personal den Hierarchen außerordentlich mochte.
Wegen einer plötzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes, kam ein Anruf aus der Klinik. Sofort fuhren der Vikarbischof der ostamerikanischen Diözese, S.E. Nicholas, Bischof von Manhattan, der Erzpriester Seraphim Gan, Büroleiter des Bischofssynods der Russischen Auslandskirche und persönlicher Sekretär des Ersthierarchen, sowie dessen Zellendiener, Mönchsdiakon Panteleimon (Zhigalin) in das Krankenhaus. Sie waren noch nicht angekommen, als zum Erschrecken der Ärzte ein umfassendes Organversagen dazu führte, dass Vladyka die irdische Welt verließ. Bischof Nicholas und seine Begleiter vollzogen am Totenbett den Kanon nach dem Auszug der Seele. Die behandelnde Ärztin kannte Vladyka Hilarion erst seit zwei Wochen, hing aber bereits mit ihrem Herzen so sehr an ihm, dass sie die Tränen nicht zurückhalten konnte. Morgens hatte sie ihn immer als ersten besucht und erzählte jetzt, dass das Gespräch mit ihm sie stets sehr stark tröstete und festigte. Vater Seraphim Gan erzählt uns, er habe „noch nie gesehen, dass ein Arzt so weint bei der Mitteilung über den Tod eines Patienten“ (s. auch https://pravoslavie.ru/146944.html), und fügt hinzu, dass das gesamte Klinikpersonal das unerwartete Ableben Vladykas sich sichtlich und voll Schmerz zu Herzen nahm.
Nach Erhalt der traurigen Kunde flog Metropolitmarke sofort in die USA und führte schon am Abend des nächsten Tages den Vorsitz in der Sitzung des Bischofssynods, in der er auch zum Locum Tenens eingesetzt wurde. Am Samstag wurde die Aussegnung in der Kathedrale des Synods in New York vollzogen, und am Sonntag folgte die Beerdigung in Jordanville (s. unten „Chronik“). Im Verlaufe der 40 Tage wurde aus den peinlich jeden in allen Kirchen der Russischen Auslandskirche bei den Liturgien des neu Entschlafenen Metropoliten Hilarion gedacht, und am 40. Tag das entsprechende Totengedenken für den Ersthierarchen abgehalten. Bischof Nicholas zelebrierte dieses Totengedenken im Heiligen Land im Himmelfahrtskloster auf dem in Leonberg, während S.E. Luka, Bischof von Syracuse, Vikar der ostamerikanischen Diözese und Rektor des Hl.-Dreiheits-Seminars nach der Liturgie für Verstorbene mit zahlreichem Klerus, den Mönchen und Seminaristen eine Panichida am Grab des verstorbenen Ersthierarchen hielt.
Wir beten: Möge unser Herr Jesus Christus unseren entschlafenen Ersthierarchen, Vladyka Hilarion, in den Kreis Seiner geliebten Freunde aufnehmen!
Beileidsbekundungen sandten umgehend im Zusammenhang mit dem seligen Entschlafen des Höchstgeweihten Hilarion, des Ersthierarchen der Russischen Auslandskirche:
Seine Seligkeit, der Patriarch von Jerusalem Theophilos, Seine Heiligkeit der Patriarch von Moskau und ganz Russland Kirill, Seine Heiligkeit der Patriarch von Serbie Porfirije, Seine Seligkeit der Metropolit von Kiew und der ganzen Ukraine Onufrij, Seine Seligkeit der Metropolit von Amerika und Kanada Tikhon, die Höchstgeweihten: der Metropolit von Singapur und Südostasien Sergij, Exarch des Patriarchen für Südostasien, der Metropolit von Khanty-Mansijsk Pavel, der Metropolit von Kursk und Rylsk German, der Metropolit von Tver und Kashino Amvrosij, der Metropolit von Dnepropetrovsk und Pavlovgrad Irinej, der Metropolit von New-York und ganz Amerika Joseph(Antiochenische Orthodoxe Kirche), der Metropolit Zakharias Mar Nikolovos (Syro-Malankarische Kirche), die Hochgeweihten Bischof von Oakland, Charleston and the Mid-Atlantic Thomas (Antiochenische Orthodoxe Kirche), Bischof von Novo-Gračanica and Midwest-America Longin (Serbische Orthodoxe Kirche), Bischof von Gubkin und Grajvoron Sofronij (Metropolie Belgorod), Bischof von Bishkek und Kyrgystan Daniil, Bischof von Argentina und Südamerika Leonid, Bischof von Zlatoust und Satkin Vikentij und später weitere.
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